Gesetz
über die Bestrafung von Nachtschwärmern und händelsüchtigen jungen Leuten
Wir Bürgermeister Klein- und Grosse Räthe des Kantons Basel;
In Betrachtung, dass durch die Anwendung mancher richterlicher Züchtigung wegen verschiedenen Polizey-Vergehen, junge Leute und andere an ihrem fernerem Fortkommen gehindert werden, wo sie hingegen durch die Subordinantion im Militärdienst gebessert, und zu brauchbaren Bürgern gebildet und erhalten werden können, haben beschlossen:
Wird E.E. und W.W. Kleinen Rath die Hand geöffnet, gefährliche Nachtschwärmer und junger Leute, welche sich durch streitsüchtiges Betragen, Unstelligkeit gegen Eltern und Vorgesetzte, Ungehorsam in Erfüllung ihrer Militz-Pflichten und Schlägereyen vergangen haben, für einige Jahre zum Militär-Dienst unter die kapitulierten Schweizer-Regimenter in Frankreich zu verpflichten.
Gegeben in Unserer Grossen Raths-Versammlung den 4.Decemb. 1812
Kanzley des Kantons Basel
Aus dem Kantonsblatt 1812, dritte Abteilung, sechzehntes Stück, Seiten 269 bis 170
Kapitulierte Schweizer-Regimenter = Schweizer Regimenter in fremdem Sold
Ob es pädagogisch wirklich so sinnvoll ist, junge Männer die nachts Radau machen, radalieren oder betrunken Streit suchen und handgreiflich werden, angeblich zu ihrem eigenen Besten für ein paar Jahre in Napoleons Armee zu stecken, sei dahingestellt. Auf jeden Fall ist es ein bequemer Weg Problemfälle kostenneutral loszuwerden.
Und man bedenke dass der Kaiser der Franzosen im Dezember 1812 gerade einen grossen Teil seiner Grande Armée in Russland verloren hatte. Dass er neue Rekruten brauchte und seinen "Verbündeten" Dampf machte damit die welche auftrieben. Ganz offenbar wollte Basel beim Rekrutieren besonders kreativ vorgehen und auch gleich die Gassen befrieden.
